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Standardisierung ist nicht das Ziel, sie ist der Weg. Sie dient den Museen als Basis für kreative, individuelle Angebote und ermöglicht die interoperable Aggregation von Daten über Museumsgrenzen hinweg. Nachdem die ExpoDB selbst eine standardisierte Datenverarbeitung erlaubt, verschiebt sich der Fokus auf die Standardisierung der Sprachverwendung in den Sammlungsdatenbanken. Hierzu werden Verfahren zur automatischen Anreicherung von Daten, Schnittstellen zu Thesauri und die kooperative Erstellung solcher Thesauri entwickelt.
19.11.2019, Werner Schweibenz, Ulrike Koch, Sebastian Bergdoll, Christof Mainberger
Standardisierung in der Museumsdokumentation
Standardisierung ist kein Selbstzweck, vielmehr dient sie weiteren Zielen, insbesondere einer Rationalisierung der Museumsdokumentation und einer höchstmöglichen Einheitlichkeit und Verlässlichkeit der Daten. Dieses Ziel findet sich bereits in etlichen Publikationen aus der Frühphase der digitalen Museumsdokumentation (Wolters 1994; Braune, Will & Wolters 2000, Datenfeldkatalog zur Grundinventarisation).
Im Rahmen der Verwendung von imdas pro im Dokumentationsverbund der Staatlichen Museen hat das BSZ von Anfang an eine möglichst einheitliche, standardisierte Dokumentation propagiert - schon um Betrieb, Support und Schulung durch eine möglichst homogene Anwendungssituation im MusIS-Verbund effizient zu gestalten. Dazu bietet das BSZ eine Reihe von kontrollierten Vokabularen an, deren Begriffe, soweit möglich, mit der Gemeinsamen Normdatei abgeglichen sind. Einen weiteren Beitrag bildet der Mindeststandard des MusIS-Verbunds für die Dokumentation eines Museumsobjektes (Link auf PDF von Konsolidierte Fassung, Stand 05.05.2010, Datei in diesem Verzeichnis).
Für die Museen ließen verschiedene/vielfältige fachliche und organisatorische Anforderungen die Umsetzung solcher Standards nicht immer zu. Oft spielen spezifische kunst- oder kulturhistorische, ethnologische oder naturkundliche Standards eine größere Rolle. Diese Vielfalt muss mit dem übergreifenden Ziel des Ministeriums, die Digitalisierung in den Staatlichen Museen des Landes voranzutreiben, in Übereinstimmung gebracht werden. Denn Digitalisierung kostet nicht zuletzt Geld für Hardware, Software und Personal. Um die vorhandenen Mittel dabei möglichst wirtschaftlich einzusetzen, ist eine weitgehende Standardisierung erforderlich.
Standardisierung und ExpoDB
Im Bereich der Datenausspielung aus imdas pro übernimmt die ExpoDB die für alle MusIS-Museen gleichgelagerte Aufgabe, Daten für digitale Geschäftsgänge und publikumsorientierte Angebote bereitzustellen. Da dies aus Gründen der Zeit und der Wirtschaftlichkeit nicht für jedes Museum aufs Neue zu realisieren ist und auch einer nachhaltigen Software-Pflege widerspricht, ist auch im Bereich der ExpoDB eine Standardisierung notwendig.
Da einerseits die Datenstrukturen in imdas pro in jedem Museum unterschiedlich sind und anderseits die innovativen Vorhaben der Museen auch unterschiedliche Daten benötigen, wurde für die ExpoDB ein generischer Ansatz gewählt. Nicht zuletzt erarbeiten die Museen ihre Anforderungen an die ExpoDB agil im Zuge der Digitalisierung. Die identische, standardisierte Software der ExpoDB beinhaltet flexible Konfigurationsmöglichkeiten, über die Zugriffsmethoden und Ausgabeformate nach individuellen Anforderungen angepasst werden können. Insbesondere können dabei auch die Unterschiede geglättet werden, die sich aus der unterschiedlichen Erfassung in imdas pro ergeben. Die Programmierung der ExpoDB folgt dabei selbst etablierten Standards der Softwareentwicklung, so dass die Konfiguration über etablierte Technologien wie XSLT, Solr und J2EE vorgenommen werden kann.
Digitalisierung und Standardisierung
Die Digitalisierung setzt nun Standardisierung in der Dokumentation in neuer Weise auf die Agenda. Sollen Daten aus der Sammlungsdokumentation in publikumsorientierten digitalen Angeboten verwendet werden - und diese bilden die natürliche Grundlage dafür - müssen sie auch elektronisch verarbeitet werden können: Ein Zeitstrahl erfordert standardisiert strukturierte Datumsangaben, eine Kartierung standardisierte Geo-Koordinaten.
Sollen Daten darüber hinaus in Kultur-Portalen wie LEO-BW, der Deutschen Digitalen Bibliothek (DDB) oder der Europeana aus unterschiedlichen Museen "interoperabel" gemeinsam genutzt werden, müssen sie standardisierter Datenstrukturierung entsprechen und kontrollierte Vokabulare einsetzen. Nur mit qualitativ hochwertigen, standardisierten Metadaten sind automatisierte Verknüpfungen der Daten möglich, wie beispielsweise auf den Personenseiten der DDB (hier z. B. Mephisto) oder im Europeana Publishing Framework. Die durchaus aufwändige, aber fruchtbringende Arbeit der Standardisierung kann nicht vom BSZ oder einem Museum allein geleistet werden. Vielmehr ist die Standardisierung als gemeinsame Lösung aller MusIS-Museen zu entwickeln, wobei der Standard in diesem Prozess entsteht. Auf diesem Weg ist die ExpoDB ein probates Instrument.
Der Weg zur Standardisierung
Die ExpoDB kann die Diversität der Datenstrukturen in imdas pro mit wenig Aufwand ausgleichen. Deshalb ist die Vereinheitlichung der Sprachverwendung am konsequentesten und nachhaltigsten an der Quelle, also in imdas pro selbst, vorzunehmen. Dazu wurden und werden kontrollierte Vokabulare in imdas pro eingesetzt und beispielsweise Verfahren entwickelt, um automatisiert die vorhandenen Ortsbezeichnungen in imdas pro durch Geokoordinaten anzureichern. Beim Softwarehersteller Joanneum Research wurde eine Schnittstelle von imdas pro zu geonames.org für die Anbindung von Geografika in Auftrag gegeben. Um eine kooperative Arbeit an kontrolliertem Vokabular zu ermöglichen, wird den Museen das Online-Werkzeug xTree des digiCULT-Verbundes zur Verfügung gestellt. Zusammen mit KIM Basel-Land wurde eine Schnittstelle von imdas pro zu xTree beauftragt. Eine weitere Schnittstelle besteht zur Gemeinsamen Normdatei (GND), aus der nach Personen künftig auch Körperschaften und Sachschlagworte importiert werden sollen. Im GND4C-Projekt engagiert sich das BSZ dafür, dass die GND inhaltlich besser für Museen nutzbar wird. Alle diese Arbeiten müssen schrittweise durchgeführt werden und bedürfen jeweils der inhaltlichen Zuarbeit der Museen.
Quellen
Braune, Hella; Will, Leonard; Wolters, Christof (2000): Warum Standards? Workshop Berlin 7.–8.10.1999, Berlin: Mitteilungen und Berichte aus dem Institut für Museumskunde; Nr. 18.
MusIS-Mindeststandards für die Dokumentation von Museumsobjekten Mindeststandard des MusIS-Verbunds für die Dokumentation eines Museumsobjektes (Konsolidierte Fassung, Stand 05.05.2010) Ergebnisprotokoll zur Besprechung der Mindeststandards für die Dokumentation von Museumsobjekten am 18.03.2010
Normdaten in der Museumsdokumentation Dr. Karin Ludewig, BSZ Konstanz
Developing a metadata standard for digital culture: the story of the Europeana Publishing Framework